Kleine Fingerübungen

Fahrwerk, Bremserhaus

 

„Die Kleinbahn ist tot, es lebe die Kleinbahn.“ Unter diesem Motto wurde vor 2 Jahren wegen eines Eigenheimwechsels meine alte, vielen Modellbahnern bekannte Kreisbahn Rathenow- Senzke- Nauen aufgelassen ( ugs.: abgerissen). Natürlich begann ich, kaum dass die Handwerker die neue Immobilie verließen, sofort mit der Errichtung der „ Neuen „ im Dachboden. Aber, dass ist ein Kapitel für sich.

 

Nach einem halben Jahr reger Bautätigkeit war die Trasse der Hauptbahn auf 70m befahrbar. Lok rauf, Wagen ran und …….Entsetzen!! Da kauft man sich nun jahrelang Messingwagen und fragt sich nicht, welche Lokomotiven diese eigentlich ziehen sollen. Bei einem Mindestradius von 1,75 m und einer max. Steigung von 3% kommen mittlere Dampflokomotiven, die in der Regel nur mit einem Motor ausgestattet sind, an ihre Belastungsgrenzen. Hier galt es Abhilfe zu schaffen. Da am Gleisplan keine Änderungen vorgenommen werden sollten, könnten die Durchgangsgüterzüge gekürzt werden. Jedoch muß eine G8.1 um realistisch zu wirken schon 20 Güterwagen ziehen können. Größere Dampflokomotiven, wie die BR 50 wurden in Betracht gezogen. Jedoch waren diese 1935, dem Zeitpunkt meiner Anlage leider noch nicht konstruiert ! Die einzige Lösung sind E- Loks , die mit mindestens 4 Motoren ausgestattet sind und viel Platz für zusätzliche Bleigewichte haben. Dies bedeutet jedoch einen thematischen Ortswechsel. Aber sollte ich wirklich die leichten Hügellandschaften Hinterpommerns und Westpreußens gegen das gebirgige Oberschlesien tauschen? Nein!!, und die bayrische Gruppenverwaltung kam für mich als Preußen sowieso nicht in Betracht. Damit wäre dieser Beitrag fast ohne „happy end“ geschlossen worden, hätte mich nicht plötzlich ein Geistesblitz ereilt. Natürlich, die Züge müßen leichter werden!

 

Gestärkt mit dieser Erkenntnis forscht man in den entsprechenden Spur O Fachkreisen um zu dem Schluß zu kommen, dass Kunststoffwagen das Problem lösen könnten. Die Firma Lenz war zwar vor vier / fünf Jahren schemenhaft mit neuen , tollen Ideen am Horizont erschienen und hatte sogar mit der Produktion von Güterwagen gedroht. Aber, daß sie in so kurzer Zeit dieses Programm wirklich realisierte ist höchst löblich. Doch damals stand mir nur „Rivapoli“ ( Rivarossi und Konsorten) und O- Scales models als Ausgangsmaterial zur Verfügung. Puristen werden jetzt bestimmt aufschreien und entweder den Maßstab oder irgend eine fehlende Niete monieren. Nun ja,“ mekan is wichtich, nett sein kann jeda.“ Wir wollen ja auch nur die Modellbahner ansprechen, die für 60.- bis 70.- € ihre Fahrzeugflotte aufrüsten möchten und nicht dauernd unter die Wagen schauen ob auch die Knotenbleche korrekt dargestellt wurden.

 

Die beschriebenen Umbauten können alle am Küchentisch durchgeführt werden und es bedarf keiner besonderen Fingerfertigkeiten im Umgang mit Werkzeug. Als Werkzeug benötigen wir ein scharfes !!!! Skalpell, Nadelfeilen, 200er Schleifpapier, Bohrzwerg, Bohrer 0,6mm, 0,8mm, 1,1mm, Roco- Säge, Sekunden- und Polysterolkleber, kleine Flachzange, Stahllineal und Teppichmesser.

 

Als Ausgangsmaterial zum Umbau verwende ich die Güterwagen von POLA MAXI. Diese werde für kleines Geld auf Börsen oder bei eBay ersteigert. Ferner benötigt man von 0 Scales models die Fahrwerkbausätze mit Bremserhaus. Von Herrn Dora wird dem Bausatz ein weiteres Fahrwerk beigelegt. Dieses benötigt man, um variable Achsstände herzustellen. Außerdem 0,8mm Ms- Draht und etwas 1mm Ms- Blech. Eine entsprechende Polysterolplatte tut es auch.

 

Mit unseren Fingerübungen fangen wir ganz leicht an und bringen das Bremserhaus unserer Tankwagen und „ Halle“ auf Vordermann. Diese wirken im Vergleich zum Vorbild recht gedrungen. Das ist klar, fehlen doch glatt 2,5mm in der Höhe. Um dies zu ändern demontieren wir das Bremserhaus vorsichtig vom Wagen und zersägen es mittels der Roco- Säge entlang der 2. Bretterfuge von unten auf der Frontseite ( Schnitt A ). Der Schnitt muß absolut rechtwinklig ausfallen!!! Ein 2. Bremserhaus wird an der 3. Bretterfuge zersägt ( Schnitt B ). Anschließend werden die Schnittstellen des Unterteils des 2. Häuschen und das Oberteil des 1. Häuschen plan geschliffen und zusammen geklebt. Das neue Bremserhaus erhält als Augenschmaus RAL 8012 ( Rotbraun). Bei dieser Gelegenheit habe ich den Innenraum meines „ Halle“ gleich noch mit RAL 7016 ( Anthrazitgrau) gespritzt. Nach dem Trocknen erfolgt der Zusammenbau des Wagens. Der Vergleich mit den Serienwagen fordert uns regelrecht zu weiteren Umbauten auf. Denn aus 5 O- Scales Häusern erhält man 4 Neue.

 

Kommen wir nun zum Fahrwerk. Die O- Scales Fahrwerke mit ihren 4m Achstand müssen für die Herstellung von Güterwagen der Verbandsbauart auf 4,5m verlängert werden. Behuf dieses, werden mittels Roco- Säge ein paar operative Eingriffe nötig. Der erste Schnitt beraubt den beiden Fahrgestellen die längere Pufferbohle ( Schnitt 1 ). Diese wird nach dem Planschleifen für später zur Seite gelegt. Am anderen Ende der Fahrgestelle erfolgt der Schnitt 5 mm von der Innenkante der kurzen Pufferbohle ( Schnitt 2 ). Nach dem Säubern der Längstträger an dieser Schnittstelle, erfolgt das Zusammenkleben der Fahrwerke mit den langen Pufferbohlen. Nun entfernen wir an einem Fahrwerk die Achshalter auf der später nicht mehr verwendeten Seite und legen es in den auf dem Rücken liegenden Güterwagenkorpus. Das zweite Fahrwerk kommt entgegengesetzt hinzu. In Wagenmitte erhalten beide Fahrwerke eine Markierung und anschließend eine Trennung ( Schnitt 3 ). Die ehemaligen Mittelquerträger entfernen wir ( Schnitt 4 ) nach den zusammenkleben der beiden Fahrwerke. Das erfolgreiche Wiedereinlegen der beiden Fahrwerke erlaubt es, diese miteinander zu verkleben und einen der beiden ehemaligen Träger wieder mittig einzusetzen. Auf Kastenstützen habe ich ab dem 4. Wagen bewußt verzichtet, da diese sowieso keiner sieht. Wer aber doch Wert darauf legt, schneidet sich 14 Stück 2mm Polysterolstreifen mit den Maßen 8mm x 5mm ab und passt diese dem auf dem Rücken liegenden Wagen ein. Der Bremslastwechsel sollte aber nicht fehlen. Sein weißes Feld mit seiner roten Umrandung fällt schon auf. Auf zwei 22 x 6 x 1mm Messingstreifen ( Trittbretter ) werden je zwei 0,8 Ms- Drähte gelötet, umgebogen und von unten mittig ans Fahrwerk geklebt. Das neue Fahrwerk erhält noch schnell sämtliche Zurüstteile aus dem Bausatz, sowie eine schwarze Lackierung. Anschließend erfolgt die Beschriftung, die Verwitterung und das Überspritzen mit Mattlack.

 

Übrigens, daß die Fahrwerke nicht oben ohne fahren, dafür sorgt der zweite Teil.

 

 

 

 

Bertiebsleitung

der

Naugarder Kleinbahn