Kleine Fingerübungen

am Fäkalienwagen

 

 

Nun wird es genierlich, und daß zur Weihnachtszeit ( oder zum Jahresanfang/ entsprechend Ausgabe). Erst schlemmen wir gemeinsam mit der Familie den Festtagsbraten, dann kneift es im Magen. Eigentlich ist es zuerst nur ein leises Grummeln, dann ein leichtes Ziehen, später ein lautes Knurren! Der noch rechtzeitig bestellte Magenbitter kann nicht mehr helfen und wir fliegen förmlich, noch zwei Stühle umstoßend zum stillen Örtchen. Besetzt? Nein, Gott sei Dank, nicht! Dort sitzt man nun entspannt, erwärmt die Klobrille und sinniert über einen neuen Artikel für die Spurnull.de. Erst träumt man so vor sich hin, danach erscheint schemenhaft in der Ferne eine Silhouette und dann folgt der Geistesblitz! Ich benötige für meine Kleinbahn einen Jauchewagen. Und wofür?

Doch lassen wir die Gedanken zurück ins 19 Jahrhundert schweifen. In der Anfangszeit der Eisenbahn waren die Personenwagen ohne Toiletten ausgestattet. D.h., die Reisenden mussten „Ihr Geschäft“ im nächsten Bahnhof erledigen. Später erhielten die Wagons eigene Aborte, wodurch sich die Warteschlagen vor den Toilettentüren reduzierten. Diese Toiletten, die diesen Namen eigentlich gar nicht tragen dürften, ähnelten mehr denen des alten Roms, als dass sie ins 21. Jahrhunderts passten, und waren bei der Deutschen Bahn bis mindestens 1996 in Betrieb!

Für unsere jüngeren Lesern sollte eine Kurzbeschreibung dieser Trockenklosetts ( ugs.: Plumsklo ) nicht vorenthalten werden. Das Pissior Public bestand aus einer Wand mit vorgelagerten Rinne. Eine Wasserspülung gab es nicht. Der „Thron“ aber war nichts anderes als eine Holzkiste mit einem runden Ausschnitt, dessen Inhalt an dieser Stelle nicht beschrieben wird. Als Klopapier diente der, auf einem rostigen Nagel aufgespießte Lokalanzeiger. Und die dicken, grünen Fliegen sind den älteren Lesern sicher noch in guter Erinnerung, wie auch der beißende Gestank.

Waren die unter dem Plumsklo befindlichen Fäkaliengruben voll, mussten sie entleert werden. Dazu dienten den Arbeitern eine Art Gieskanne mit langem Stiel. Bei größeren Gruben musste der Bereitschaftsdienst eines BW’s ran. Man muß sich daen Vorgang in etwa so vorstellen, daß eine T7 mit angehängtem Bahndienstwagen alle Bahnhöfe entlang einer Strecke anfuhr. Das Pulsometer ( Dampfstrahlpumpe ) der T7 saugt die Fäkalien an und leitet sie über einen Druckschlauch in die obere Öffnung des Jauchewagens. Die spätere Entleerung des Wagens erfolgte über einen Absperrhahn. Einige Wagen erhielten auch eigene Pumpen.

 

Zum Bau unseres Wagens benötigen wir ein O-Scales Fahrwerk mit Bremserhaus, eine 0,5mm Polysterolplatte, eine 2mm Polysterolplatte und 2x 2 mm Ms U- Profil.

Das Bremserhaus wird, wie bereits aus Heft 6/2008 bekannt verlängert. Aus den Platten schneiden wir je 2 Stück 50 x 24 x 0,5mm, 145 x 52 x 0,5mm und 145 x 18 x 2mm. Teil 1 erhält, wie auf dem Foto ersichtlich, eine Linsenform und wird dadurch zum Endstück. Während die Höhe in der Mitte 24mm beträgt ist sie außen nur 18mm. Danach werden die fertigen Endstücke mit den 2mm Streifen zusammengeklebt. Nach dem Aushärten folgen das Ober- und Unterteil, sowie das Entgraten und saubere Verschleifen. Es folgen die beiden Sockel aus 0,5mm Polysterol für den Behälter ( Teil 2 ). Die Maße sind der Zeichnung zu entnehmen, wobei die Zahlen in den Klammern für den zweiten Sockel gelten. Diese Sockel werden unter den Behälter geklebt.

Da früher die Schweißtechnik noch nicht Einzug gehalten hat, müssen auch die Nietbänder dargestellt werden. Der Aufbau der Matrize geht aus der Zeichnung ( Teil 4 ) hervor. Die Profile werden umlaufend um sämtliche Kanten des Behälters geklebt.

Das schöne Bühnengeländer wird entsprechend der Zeichnung ( Teil 3 ) aus U- und L- Profilen gebaut.

Aus einem Kesselwagen Bausatz von O- Scales models entnehmen wir eine Leiter, einen Einlaufdeckel und ein Auslaufventil. Der Einlaufdeckel kommt direkt auf den Scheitel des Behälters und das Auslaufventil am entgegengesetzten Ende über der Kupplung. Die Leiter ermöglicht von der Bremserbühne den Kessel zu betreten.

Nach dem üblichen Lackieren und Beschriften steht einer Übergabe an den Betrieb nichts mehr im Wege.

Viel Spaß beim Bauen.

 

 

 

 

 

 

Betriebsleitung

der

Naugarder Kleinbahn