Rechts und links des Schienenstranges

Der Windmotor

 

 

Nachdem im ersten Teil über Hebeeinrichtungen zur Wasserversorgung durch Dampfstrahlpumpen geplauscht wurde, schließt der Zweite mit den mechanischen Pumpwerken ab.

 

Während sich Dampfstrahlpumpen an kleinen offenen Wasserstellen bewährten, sind sie an Eisenbahnknotenpunkten, wo mehrere Lokomotiven ihren Wasservorrat schnell ergänzen müssen, wegen den langen Rüstzeiten und der zu geringen Fördermenge ungeeignet.

In diesem Falle verwendete man vorwiegend den Windmotor. Ein durch Windenergie angetriebenes großes Windrad setzt die horizontale Drehbewegung über eine Kurbelwelle in eine vertikale Hubbewegung um, und fördert durch die am unteren Ende befindliche Kolbenpumpe das Grundwasser in einen Vorratsbehälter. Dieses Bassin lag in der Regel ca. 6-8 m über S.O. und war meistens wegen des Frostschutzes im hinteren Teil des Lokschuppens oder in einem separaten Wasserturm untergebracht. Durch den, zwischen dem Bassin und dem über eine Wasserleitung angeschlossenen Wasserkran resultierenden Höhenunterschied, konnte das Wasser in die Wasserkästen der Lokomotive fließen. Ein ausreichend demensioniertes Windruder sorgte für die optimale Luftanströmung. Aufwendigere Windmotoren, wie das der DRKB im Bahnhof Radegast haben zusätzlich ein weiteres, aber kleineres Windruder. Damit konnte man eventuell den Anstellwinkel der Flügel verändern. Wahrscheinlicher diente es aber als Zentrifugalregler und bremste das Windrad bei zu hohen Windstärken ab.

Übrigens, diese Windräder waren bei uns bis zur flächendeckenden Einführung der Gas-, Otto- oder auch Elektromotore im Einsatz.Und noch heute sind diese Industriedenkmäler in Namibia in Betrieb.

 

Der Windmotor besteht aus einem einfachen Holz- oder Stahlgerüst, auf dessen Spitze ein drehbarer Teller mit Kurbelgehäuse sitzt. Auf der durch das Kurbelgehäuse geführten Kurbelwelle sitzt einerseits das Windrad, auf der anderen Seite hält das Windruder die Balance. Vom Kurbelgehäuse führt die Kurbelstange direkt in den Brunnen zur Kolbenpumpe. Der Brunnenschacht ist abgedeckt.

 

Der Bau des Gerüstes gestaltet sich recht einfach. Die L- Profile werden entsprechend der Zeichnung abgelängt und zusammengelötet. Es folgen die Querverspannungen aus 0,5 mm Ms- Draht. Die Spitze erhält eine Grundplatte aus 15 x 15 x 0,5 mm Ms mit einem 1,5 mm mittigen Loch für die spätere Kurbelstange. Das Gerüst wird auf ein Sperrholzbrett mit 5 Bohrungen geklebt. Das Kurbelgehäuse entsteht aus Ms und wird auf die Grundplatte gelötet. Das Windruder kann aus Holz zurechtgefeilt werden und mittels eines 0,8 mm Ms- Drahtes am Kurbelgehäuse befestigt werden. Und nun kommt es !! Da man sich das Schönste bekanntlich sich bis zum Schluß aufhebt, beginnen wir jetzt mit dem Windrad. Entweder man feilt mal schnell 20 !!! Propellerflügel aus, oder hat einen Freund, der ganz scharf darauf ist einem das Windrad zu ätzen. Ich wählte den zweiten Weg. Das Gerüst erhält nach dem Reinigen mittels eines Glasfaserradierstiftes einen dunkelgrauen Anstrich mit vielen Rost- und Dreckflecken.

Das flugs fertiggestellte Windrad wird nach dem Lackieren mit weißer Farbe auf die Kurbelwelle geklebt und schon steht dem Einsatz nichts mehr entgegen.

Der bei der Kreisbahn Rathenow- Senzke- Nauen im Bahnhof Senzke errichtete Windmotor ( siehe Bild ) wurde zu einem Gebläse umgebaut. Ein Winkel- Getriebemotor mit einer Übersetzung von 270 : 1 treibt die sich jetzt drehende „ Kurbelstange“ an. Die im Kurbelgehäuse befindlichen Kegelräder lenken die Bewegung um und das Windrad dreht sich.

 

Tja, soviel zur Wasserversorgung bei der Kleinbahn. Ich bin gespannt, wann die ersten Bilder von den vielen vorgestellten Bauprojekten im MP erscheinen.

Bhf Senzke mit seinem ersten Lokschuppen und besagtem Windmotor.
Bhf Senzke mit seinem ersten Lokschuppen und besagtem Windmotor.