Rechts und links des Schienenstranges

Wasser marsch !

 

Nauen

Sonntagsruhe auf der Kleinbahn ?

Diesmal sind es die „ Senzker “; die mit der Bockheit ihrer Maschine zu kämpfen hatten. Der gestern Abend 8 Uhr in Senzke abgelassene Zug verlor schon zwischen Retzow und Pessin die Kraft, seine zahlreichen Sonntagsausflügler weiter zu befördern, die es sich wohl aber übel 2 ½ Stunden auf der Strecke „ bequem“ machen mußten. Selbst telegraphische Bestellungen in Nauen und Rathenow um Maschinenersatz konnte nicht

entsprochen werden, da eben, wie gesagt, eine - idyllische Ruhe über den Reservemaschinen lagerte, die selbst unter Einfluß von Dampf nicht zu beheben war. Nach vieler Anstrengung gelang es dann endlich doch, den Zug in die übliche gemäßigte Fahrgeschwindigkeit zu versetzen, und somit wenigstens die schon um ihr Sonntagstänzchen bangenden Passagiere feminini generis an ihr erwünschtes Reiseziel zu bringen. Die neue Bahn erhielt von der vox populi an diesem Sonntage aber den Taufnamen „ die Blindschleiche“.

 

Soweit das zeitgenössische „ Osthavelländische Kreisblatt „ vom 27.5.1900, also genau 56 Tage nach der Betriebseröffnung. Um der Peinlichkeit des Dampfmangels entgegenzutreten, hatte jede Eisenbahnverwaltung ausreichende Versorgungsanlagen für die Betriebsstoffe einer Dampflokomotive angelegt. Am auffälligsten sind diese in den BW’s der großen Eisenbahnknotenpunkten. Wiegebunker, Wassertürme, Entschlackesümpfe und Reihen von Wasserkränen fallen sofort ins Auge. Auch kleine BW’s waren im Allgemeinen mit solchen Utensilien ausgerüstet. Unterwegsbahnhöfe versah man mit Wasserkränen von Typ EW 450. Ein wahrer Gigant, konnte er doch 25 qm/min Wasser in die Bäuche der durstigen Tender pumpen.

 

Die chronisch defizitären Kleinbahnen verzichteten schon aus finanziellen Gründen auf solch aufwendige Wasserversorgungen. Im Anbau des Lokschuppens befand sich ein Wassertank, der über ein gusseisernes Rohrsystem zum meist einzigen Wasserkran des Bahnhofes führte. Das Wasser holte man aus dem nahen Bach oder aus einem Tiefbrunnen. Mittels Pumpen wurde es über eine Saugleitung aus der Tiefe gefördert. Zur Zeit des Baubooms von Kleinbahnen stellte der Antrieb von Pumpanlagen große technische und finanzielle Hürden dar. Eine elektrische Infrastruktur gab es auf den Dörfern und Kleinstädten zur Jahrhundertwende noch nicht. Die Elektrisierung ( nicht Elektrifizierung ) setzte erst in den 20er und 30er Jahre ein. In den Ostprovinzen sogar erst Anfang der 40er Jahre! Mechanische Antriebe über Schöpf- oder Windrad konnten nur in der ersten Zeit befriedigen.

 

Eine Dampfstrahlpumpe mit Ansaugeinrichtung, auch Ejektor genannt mußte her. Der Aufbau ist denkbar einfach und genial zugleich. Frischdampf einer Dampfmaschine wird mittels einer Düse in den Körper der Dampfstrahlpumpe eingeleitet. In Dampfstrahlrichtung liegt auch die Saugstrahlrichtung. Der aus der Dampfdüse austretende Dampfstrahl erzeugt einen Unterdruck und trifft auf die Mischdüse, die zum Speiseventil führt. Dieses Prinzip wird auch bei Farbspritzpistolen angewendet. Durch die Kondensation des Dampfes mit dem kalten in die Pumpe eintretenden Brunnenwasser vergrößert sich der Unterdruck und die Saugwirkung wird verstärkt.

 

 

 

 

 

 

Die Firma Körting konnte diese physikalischen Erkenntnisse in ihre Pulsometeranlagen einfließen lassen.

In einem Brunnenschacht befindet sich ein leistungsfähiger Ejektor. Dieser wird über einen Gummispiralschlauch mit dem Frischdampf der zu versorgenden Lokomotive gespeist und die Pumpe fördert aus dem Brunnensumpf Wasser zum Wasserkran. Reservelokomotiven konnten während ihrer Standzeit den Wassertank des BW’s befüllen.

 

Einfacher und noch billiger war der Ejektor System Tendloff. Der Ejektor wurde auf der Lok fest installiert. Zu beiden Seiten der Lok befanden sich Ansaugstutzen, die über Rohrleitungen zum Ejektor führen. Dadurch bestand auch die Möglichkeit entlang der Strecke aus Gräben und Wasserläufer das kühle Naß aufzunehmen. Bei den Heeresfeldbahnlokomotiven waren zur Aufbewahrung der Spiralschläuche spezielle Halterungen am Dampfdom oder an der Tenderrückwand vorhanden. Anderen Loks hatten die Gummispiralschläuche unter dem Umlaufblech befestigt. Daß an Wasserläufen fest installierte Saugrohr leitete das Wasser vom Bach zum Gleis. Unterhalb der Wasseroberfläche endete es in einem Sieb, zum Schutz vor großen Gegenständen, die nicht in Bauch einer Lokomotive gehören. Das obere Ende befestigte man an einem Pfosten oder am Brückengeländer. Ein Gummispiralschlach war meistens schon angeschlagen.

 

In Städten mit Frischwasserkanalisation kamen Hydranten zum Einsatz. Wie bei der Forster Stadteisenbahn wurde einfach nur ein Druckschlauch angeschlossen und der Schieber geöffnet.

 

Bei der Kreisbahn Rathenow- Senzke- Nauen kamen beide Typen von Ejektoren zum Einsatz.

Die Herstellung des Typs Tendloff ist ganz einfach und geht auch recht schnell. Man nehme eine 1,5mm Ms- Stange und biege sie entsprechend der Zeichnung. Die Stange wird an ein Schienenprofil gelötet. Zwei kurze 2mm Rohrstücke werden auf den Rüssel zur Darstellung der Anschlagventile geschoben. Mittels Sekundenkleber befestigen wir die um das Stangenende gewendelte Litze zu r Darstellung der Schlauchspirale. Das Saugrohr kann in der Erde verschwinden, besser ist jedoch die Weiterführung zu einem Graben. Nach der Bemalung und dem Verwettern braucht es keinen mehr zu dürsten.

 

Für den Bau des Typs Körting bedarf es ADDI- Mauerplatten, Polysterolplatten, gebeizte Funierstreifen und ein 1,5mm dickes Rohr. Entsprechend der Zeichnung werden die Materialien „abgemetert “ und zusammengebaut.